An de Hött
An de Hött
Johann W. Mießeler
Die Namensgebung „de Hött“ stammt aus dem 19. Jahrhundert von der ehemaligen Eisenhütte.
Die nachweisbare Eisenproduktion begann in Eiserfey im Jahr 1696 mit der Antragstellung zur Errichtung einer Eisenhütte, dem später sogenannten „Altwerk“, am Ortsausgang nach Vussem.
An de Hött Postkartenauszug von 1898
De Hött war von der Abtei Steinfeld errichtet worden und deswegen kam es zwischen Steinfeld und Kurköln zu einem langen Rechtstreit, über den P. Neu berichtete: „1745 und in den folgenden Jahren stellte sich in Eiserfey Verwirrung ein. Der Kurfürst von Köln behauptete, die Abtei Steinfeld habe 1728 eine neue Schmelze und einen neuen Hammer, dazu einen Marmorsteinbruch eingerichtet, ohne den Kurfürsten zu fragen. Das bestritt das Kloster nicht. Es verteidigte sich aber, das Wasserrecht stehe allen Steinfeld zu. Rechtsstreitigkeiten waren die Folge. Im Jahre 1746 rückte ein Kurkölnisches Kommando mit 30 Mann mit einigen Fahrzeugen von Zülpich her in Eiserfey ein. Die Truppe hatte den Auftrag, das bestehende Hammerwerk, die Schmelze und den Marmorsteinbruch stillzulegen. Der Offizier erklärte die gesamte Anlage für konfisziert. Er ließ mit seien Fahrzeugen 62 Stück Stabeisen und 97 vorhandene Gußteile abtransportieren. Die Gebäude wurden verschlossen. Da erschien ein Vertreter des Abtes von Steinfeld, dem man Kunde von den Vorgängen hinterbracht hatte, und protestierte energisch. Die Juristen nahmen sich der Sache an, ein jahrzehntelanger Streit begann. Der Rechtsstreit lässt sich bis zur Auflösung des Alten Reiches verfolgen“
Postkartenausschnitt von 1898, „de Hött“
Einem amtlichen Akt ist zu entnehmen, dass die beiden Betriebsstätten 1829 zusammengelegt wurden.
Nach verschiedenen Quellen wurden jährlich zwischen 3400 und 9000 Zentner Eisen produziert.
Die in der Eiserfeyer und den angrenzenden Gemarkungen befindlichen Eisensteinlagerstätten waren den Römern bereits bekannt. Nach einem Zülpicher Weistum soll es bereits um 1250 eine Schmiede oder Eisenhütte im Ort gegeben haben.
Situations- und Nivellements Plan „an de Hött“, Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
Hauserbachverlauf parallel zur Straße (Zur Kakushöhle) vor Bachkultivierung
Der Hauserbach speiste zwei oberschlächtige Wasserräder für Gebläse und Schlackenpochwerk.
Kartenausschnitt, „de Hött“, zwischen den Straßen „ Zur Kakushöhle“ und L 115 (Eiserfey/Dreimühlen), Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
Foto zeigt links den eingefallenen Mühlengraben zum Wasserrad
Verhüttungsschema Eifeler Reidtwerke:
Vom Eisenerz zum Stahl
Vom Eisenerz zum Stahl
Ab etwa dem Jahr 1850 setzte der Verfall der Eifeler Eisenindustrie ein, von dem die Eisenhütten in Eiserfey nicht verschont blieben. Dies hatte zur Folge, dass nicht nur die Eisenwerke geschlossen wurden, sondern dass auch deren Betreiber teilweise aus Eiserfey verzogen.
Nach Schließung der Eisenwerke wurden die Betriebsgebäude diversen anderen Nutzungen zugeführt
Theodor Strunk beantragte am 18.12.1863 eine Konzession zum Umbau des ehem. Eisenhüttenwerkes zu einer Holzschneidemühle.
Situationsplan zur Umänderung zur Holzschneidemühlem Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
Grundauf- Durchschnittsrisse zum Konzessionsantrag von 1863,
Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland 6147/2
1883 wurde durch P. W. Reuter in de Hött eine chemische Fabrik zur Gewinnung von schwefelsaurem Ammoniak und Berliner Bläue errichtet. Die jedoch nach zwei Jahren 1885 wieder geschlossen wurde.
Berliner Blau ist einlichtechtes, tiefblaues, anorganisches Pigment, das als luft- und wasserstabiler Feststoff vorkommt.
Verwendung findet es für chemische Beschichtungen,Kohlepapier, in der Kunststoffindustrie, bei der Paqpierherstellung, beim Färben von Wolle, Baumwolle, Seide und Leinen, für Aquarell-, Öl.- und Druckfarben. In der Metallverarbeitung und im Maschinenbau wird Berliner Blau als Paste dünn auf Metallflächen aufgetragen (tuschieren), um die Qualität geschabter Flächen beurteilen zu können.
Schwefelsaures Ammoniak (Ammoniumsulfat)
Ammoniumsulfat wird durch Einleiten von Ammoniak in 80 %-ige Schwefelsäure oder durch Umsetzung von Ammoniak, Kohlendioxid und Wasser mit Gips hergestellt.
Verwendung findet Ammoniumsulfat als wichtiger Düngemittelzusatzstoff. In der chemischen Industrie dient es unter anderem als Herstellung von Feuerlöschpulver und Flammschutzmitteln. Die Lederindustrie verwendet es für Beizen, die Papierindustrie für schwer entflammbare Papiere.
Everhard Esser baute 1887 die Hütte wieder zu einem Sägewerk um.
Als eines Nachts ein Brand des Sägewerkes einen Nachbarn aufschreckte weckte er die Anwohner mit dem Ruf: „Löck stoaht op, de Hött brüht“
Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Sägewerk stillgelegt. Die Sägewerkschuppen wurden verkauft und als Saal Wassong in Weyer und Feldscheune Dahmen in Dreimühlen wieder aufgebaut.
Das oberschlächtige Wasserrad wurde zur Mühle Falkenstein gebracht, wo es nach Restaurierung noch heute funktioniert.
Das zur „de Hött“ gehörende langgestreckte Bruchsteingebäude wurde bereits vor dem II. Weltkrieg für Wohnzwecke hergerichtet. Hier heißt es heute in Eiserfey noch immer „en de Hött“.
Letztlich erwarb das Haus die Familie Cilensek und brachte das Anwesen in den heutigen gepflegten Zustand.
Bei diesen Arbeiten wurde man auch auf einen Stein neben einer der früheren Eingangstüren aufmerksam. Er trägt die Jahreszahl 1777.
Stein im Mauerwerk mit Jahreszahl 1777
Diese Jahreszahl war ebenso auf den Dachziegeln des Hauses erkennbar. Welche Bedeutung sie hatte konnte bis heute nicht eindeutig geklärt werden.
De Hott vor Dachrenovierung, Jahreszahl 1777 erkennbar
In den 1970er Jahren wurde im Rahmen der Dorfverschönerung die Ruinen im Hand- und Spanndienst von den Dorfbewohnern beseitigt und das Gelände zu einer kleinen Parkanlage hergerichtet
Quellenangaben
Postkartenausschnitt von 1898, bunt
Postkartenausschnitt von 1898, sw
Kartenausschnitt, „de Hött“, zwischen den Straßen „ Zur Kakushöhle“ und L 115 (Eiserfey/Dreimühlen)
Situationsplan zur Umänderung zur Holzschneidemühle, Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
Grundauf- Durchschnittsrisse zum Konzessionsantrag von 1863, Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland 6147/2
Von den Eisenhütten und deren Besitzern, Albert Velser
Fotos und Postkarten Privatbesitz
Eiserfey 1982, Michael Linden, unveröffentlicht
Eiserfey 867 – 1992, Festschrift zum 1125jährigem Ortsjubiläum, Herausgeber Ortskartell Eiserfey 1992
Chemische Fabrik P.W. Reuter zu Eiserfey Bd. 1 Archivalien Signatur: Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Abteilung Rheinland, BR 0005, 8061
Grafik aus der Festschrift „100 Jahre Eifelverein Ortsgruppe Kall“
Chemie.de
Ammoniumsulfat, Wikipedia
15.03.2023